Historische Sünden morden weiter – Kunst und die Documenta 15 in einer Zerreissprobe –
Brunopolik der DadaNerd, aber auch Christoph Faulhaber nicht auf der Documenta 15
Warum wurden Faulhaber und auch Brunopolik nicht zur Documenta 15 eingeladen, wo gerade sie Kunst repräsentieren, die Zeitgeist als Material verwendet. Ruangrupa hat offenbar andere Vorstellungen vom Zeitgeist und sieht insbesondere Graswurzel-Aktionen und deren Künstlerkollektive ganz vorne im aktuellen Kunstgeschehen. Ist das so? Faulhaber dürfte es bezweifeln. Er ist Repräsentant für das Individuum als alleinige kreative Künstler-Persönlichkeit und damit legitimiert durch die Geschichte der Kunst.
Brunopolik geht noch einen Schritt weiter, in dem seine WebART eine Öffnung in die Räume der Zukunft, dem CyberSpace ist. Außerdem stellt er die herrschende Ideologie des Neoliberalismus real in Frage. Beide Künstler brauchen jedoch zur Realisierung ihrer Arbeiten Kollektive. In soweit stehen auch sie durchaus im Kontext der Vorstellungen der indonesischen Gruppe Ruangrupa, die offenbar zu kurzsichtig und einseitig recherchiert und eingeladen hat.
Ist es also ein Fehler dieser Documenta 15, „westliche Kunst und Künstler“ zu Gunsten der „dritten Welt“ total zu ignorieren, und zwar als Affront gegen einen weltumspannenden neoliberalen Kunstmarkt? Nein, denn diese Documenta ist in ihrer Ausrichtung total anders, ist neu, ist offen, in die Zukunft weisend und sich darauf konzentrierend. Sie ist selbst ein Werk der Kunst. Aber auch erst möglich geworden ist sie durch Künstler wie Marcel Duchamp. Auf ihre Folgen darf die Welt gespannt sein. Nicht nur Künstler und die Kunstwelt. Diesen Keim Hoffnung hat sie zweifellos. Doch stark sind die Kräfte gegen Ruangrupa und ihren Lumbung aus einer Vergangenheit, die es weiter zu bewältigen gilt und die keine Veränderung will. Historische Sünden und Verbrechen morden weiter.
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